Buch "Kurvendiskussion"
Auf dieser Seite seht Ihr die beiden möglicherweise wichtigsten Kurven dieses Planeten. Es ist zu vermuten, dass Ihre Bedeutung den Verlauf der aktuellen Börsenkurse um ein Vielfaches übertrifft. Quizfrage: Wenn Ihr die beiden Kurven übereinander legt - fällt Euch was auf? Viel Spaß beim Rätseln! An dieser Stelle sei noch einmal auf mein Buch von April 2011 verwiesen, das - nicht ganz ohne Grund - die Kurve im Namen trägt ("Kurvendiskussion").
Die Texte unten sind nicht in der "Kurvendiskussion" enthalten.
Maria do Espírito
Santo (†)
und José Cláudio
Ribeiro da Silva (†)
Eure Gesichter
nehmen
unseren Schmerz
vorweg,
der namenlos
sein wird.
Euer Schicksal
aber
wird heiter
gewesen sein
verglichen
mit unserem.
16.12.11
Anmerkung: Die Eheleute da Silva kämpften für den Erhalt des Regenwaldes am Amazonas. Die Beiden wurden am 24. Mai 2011 erschossen. Zwei von über 1000 Morden an Umweltaktivisten in den letzten 20 Jahren allein im brasilianischen Bundesstaat Pará. Unter den Opfern auch: Obede Loyla Souza, Adelino Ramos, Dorothy Stang und Chico Mendes. "Ich schütze den Wald, koste es, was es wolle. Dafür kann ich jeden Moment eine Kugel in den Kopf bekommen." (Zé Cláudio)
Eisbär auf
der letzten
Scholle
Warst du nicht
schon immer
Doch du warst
geborgen
in der weißen
Weite.
Einsamkeit,
das war
dein Sein.
Aber jetzt
bist du
verloren.
Denn das Weiße
wird zum
Blauen.
Jetzt lässt dich
sogar
die Einsamkeit
allein!
23.12.09
Anmerkung: Der für den Eisbären überlebenswichtige Eisschild des Nordpolarmeeres weicht - von der Öffentlichkeit kaum hinreichend wahrgenommen - von Jahr zu Jahr weiter zurück. Auch in diesem Sommer? Siehe hier.
Keine Anleitung zum Glücklichsein
(nach Paul Watzlawick)
schreiben
Gedichte schreiben
gereimte Gedichte schreiben
gereimte Gedichte über
die Umwelt schreiben
gereimte Gedichte
über die Umwelt schreiben
und den Literaturbetrieb meiden
gereimte Gedichte
über die Umwelt schreiben,
den Literaturbetrieb meiden
und Erfolg haben wollen
10.4.07
zu meinem Epigramm "Weltuntergang 2012" auf der Startseite
Anmerkung, Langversion
Der 21. Dezember ist ein recht hinterhältiges Datum. Wozu die Menschen alles fähig sind! Die Mayapanik ist ein Ablenkungsmanöver des menschlichen kollektiven Unterbewusstseins. Denn nach diesem Tag, an dem natürlich nichts passieren wird, außer vielleicht ein Amoklauf eines durchgeknallten Sektenmitglieds in den USA, wird es heißen: Na bitte, ist doch noch immer jut jejange. Und die so sehr berechtigten Sorgen einiger Weniger um das Weltklima werden wieder ein Stückchen leichter als Klimapanik abgetan werden können. "Wenn die sich irrten, dann irrt ihr euch auch-!" Das menschliche Gefühl kann nicht differenzieren. Es kann nur generell auf Pessimismus oder generell auf Optimismus schalten. Wie primitiv und zugleich infam! Deshalb hier noch einmal mein Spruch nach oben gestellt, wo's alles in Kurzschrift drinsteht. Nachtrag: Dieser Link passt ganz gut zu dem, was ich schrieb. Nun haben wir eine weitere Fehlprognose in der Liste. Es ist, als würde man mit eine Dummy kämpfen und der wahre Gegner steht von den meisten unbemerkt daneben.
Leserbrief an die HAZ
Sehr geehrter Herr Brandt!
Mt Interesse las ich Ihren Leitartikel. Ihr Resumee ist interessant, scheint mir allerdings nur eine Option wieder zu geben.
Sensibilisieren falsche Weltuntergänge tatsächlich für die realen - und mittlerweile gigantischen - Gefahren? Oder lenken und stumpfen sie nur ab? Das ist der Unterschied zwischen Optimist und Pessimist, diese Frage ist in der Tat offen und scheint mir kaum ausreichend von Psychologen untersucht worden zu sein.
Ein wenig fühle ich mich an die alte Frage erinnert, ob Religionen nun mehr Frieden gestiftet oder mehr Unheil gebracht haben. Diese ist ebenfalls ungeklärt und gab schon Anlass zu ganzen Wälzern (z. B. „Der Gotteswahn“) in denen sie - wie etwa in diesem - oft einseitig beantwortet wurde. Dieses als Überleitung zu Weihnachten...
Über - auch gekürzten - Abdruck würde ich mich freuen und bitte um Nachricht. Etwas mehr und etwas heftiger schrieb ich auf der Startseite meiner Homepage schon vor Tagen zu eben dieser Frage: www.christian-engelken.de So kann man es freilich auch sehen, wenn man wohlwollender Bonhommie weniger zugeneigt ist...
Mit freundlichen Grüßen, Ihr
Christian Engelken, Hannover.
Rezension von mir zu einem Band mit politischer Lyrik aus dem Jahr 2009, den ich mit drei von fünf möglichen Sternen bewertete:
Auf der Suche nach politischer Lyrik bestellte ich dieses Buch. Ich war überrascht und erfreut, dass ich einen Titel fand, denn auch ich war - und bin - der Meinung,
die politische Lyrik sei "tot". In der Ankündigung des Buches wird diese Meinung vehement bestritten - ich war gespannt.
Das Buch ist schön aufgemacht und sorgfältig komponiert. Wir müssen allerdings Abschied nehmen von der Vorstellung, dass politische Lyrik in irgendeiner Weise noch politisch wirksam werden könne. Ja,
man muss bezweifeln, dass sie es noch will. Die schöne und kraftvolle - wenn gewiss auch oft einseitige und ziemlich naive - Klarheit, wie sie die politische Lyrik in aufsässigeren Zeiten, etwa noch
in den grünen 80ern kennzeichnete, ist - dem Nebel gewichen.
Einprägsame Aussagen z. B. Friedscher Dialektik wie "Freiheit herrscht nicht" haben Anhäufungen schwieriger Vokabeln Platz gemacht, die nur gewollter, aber gewiss nicht lyrischer und sprach-schöner
sind. Was bleibt davon hängen im Kopf des Lesers? Welcher Politiker wird irgendetwas von diesen Versen in seinen Wort- oder sogar in seinen Gedankenschatz aufnehmen? Auf S. 126 ist eine
"Zukunftsvision" formuliert, in der eben dieser Hoffnung Ausdruck verliehen wird. Man darf getrost davon ausgehen, dass die politische Klasse von dieser Lyrik keine Notiz nimmt.
Und last but not least: Auch wenn das letzte Gedicht "Grüne Gespräche" heißt: Das erschreckende Weltproblem "Umwelt und Klima" - längst ein, ja vermutlich d a s Politikum unserer Zeit,
wird - dem Mainstream letztlich wohlfeil folgend - nur höchst marginal gestreift. Fazit: Die Zukunft wird Anderes erfordern, will die politische Lyrik ihre Lebendigkeit unter Beweis stellen!
die erste Kurve...
und hier die andere Kurve...
Was den Menschen von dem Thiere unterscheidet und seine besondre Gattung hervorbringt, ist das Vermögen einen Zusammenhang von Zwecken einzusehen, und nach dieser Einsicht seinen Wandel einzurichten. Je größer das Vermögen eines Menschen ist, nach entfernten Zwecken zu handeln, desto stärker sein Geist.
(Friedrich Heinrich Jacobi, 1743 - 1819, Aufklärer,
Freund Goethes, aus: Deutsche Aphorismen, Reclam)
Es ist interessant, diese alte Friedenspreisrede von Siegfried Lenz zu lesen. Wie die damals für die Umwelt getrommelt haben! Und jetzt sind sie alle friedfertig geworden und schreiben milde Ostseeprosa. Aber ist es denn seither besser geworden?
Großartige Kurzbeschreibung eines Buches aus dem Jahr 2002 zum Thema Umwelt von Marko Ferst, Literaturpodium, Franz Alt und Rudolf Bahro mit zeitlos gültigen Aussagen.
Zitate aus “Klimakriege“ von Harald Welzer:
„Die immer schon falsche, aber höchst suggestible Annahme, dass gesellschaftliche Veränderungen im Kleinen anfangen (…)“ (S. 254)
„Naiv ist die Vorstellung, der fahrende Zug (…) würde seine Geschwindigkeit und Richtung verändern, wenn man in seinem Inneren gegen die Fahrtrichtung läuft.“ (S. 267)
„Gewalt ist in der Tat „ein Teil der großen weltgeschichtlichen Ökonomie“, eine Option menschlichen Handelns, die ständig präsent ist.“ (S.123, nach Heinrich Popitz, auch S. 274)
„Und wenn (…) Gesellschaften durch Veränderungen des Überlebensraumes, durch Systemwechsel oder durch Ressourcenbedürfnisse anderer Staaten in instabile Zustände geraten, erhöht sich zwangsläufig die Wahrscheinlichkeit gewaltförmiger Problemlösungsversuche.“ (S. 78)
„(…) die dunkle Perspektive, die meiner Einschätzung entspricht, wie die Sache mit dem Klimawandel ausgehen wird: nicht gut.“ (S. 17)
„Aber es gibt Bücher, die schreibt man in der Hoffnung, dass man Unrecht hat.“ (S. 17)
Dieses sind keine schönen Aussagen, aber Aussagen zu einem ungeheuer wesentlichen Thema, und Glück ist auch das Wissen, sich mit wesentlichen Dingen zu beschäftigen, gleich, wie sie gefärbt sind. Dieses Glück sollte neu entdeckt werden, das wäre schon ein großer Fortschritt. Man könnte auch umgekehrt sagen: Die grenzenlose Zerstreuung ist das Unglück der Spaßgesellschaft. Spaß ist eben nicht Glück, sondern führt leicht zum Gegenteil des Überdrusses und der Langeweile. Glück ist in der Konzentration zu finden. So führt die Lektüre eines solchen Buches keineswegs zu Depressionen, sondern zur Klärung des Geistes. Auch darum sei sie empfohlen. ce